PD Dr. Hartmut Polenz

ausgewählte Veröffentlichungen

Ein früh latènezeitlicher Goldring aus Trebur

 

 

 


 

 

Der Jubilar, Hans-Eckart Joachim, hat es sich in den vergangenen Jahrzehnten in besonderem Maße angelegen sein lassen, ältere  „Ausgrabungs“-Befunde  sogenannter „Fürstengräber“ der Frühlatènezeit im Rheinischen Gebirge kritisch zu sichten und den aus diesen Bestattungen stammenden Fundstoff  - heutigem Standard gemäß - erneut vorzulegen und in seinen überregionalen Kontext zu stellen  1). Von daher mag diese kleine Studie seinen Bemühungen entgegenkommen, Altfunde durch Neuedition für die Forschung besser nutzbar zu machen. Sie sei ihm überdies ein Zeichen für unsere langjährige freundschaftliche Verbundenheit, zugleich herzlicher Geburtstagsglückwunsch und Dank für sein rastloses Wirken im Rahmen der archäologischen Forschung allgemein und vor allem im  Rheinland.

 

Die spektakulären Ausgrabungen frühlatènezeitlicher „Fürstengräber“ auf dem Glauberg in Hessen seit 1994  und die Vorstellung der von dort stammenden exzeptionellen Fundstücke in der vielbeachteten Kelten-Ausstellung in der Schirn Kunsthalle in Frankfurt 2002  2) geben Anlaß, an dieser Stelle auf einen von der Keltenforschung bislang nicht recht zur Kenntnis genommenen Fund von Trebur, Kr. Groß-Gerau,  in Südhessen einzugehen. Es handelt sich um einen goldenen, figural verzierten Fingerring (Abb. 1 – 3), dem zweifelsohne eine herausragende Stellung unter dem latènezeitlichen Fundstoff des Rhein-Main-Gebietes zukommt  3). Er gehörte zum ältesten Bestand des ehemaligen Großherzoglichen Museums zu Darmstadt und scheint wohl schon vor 1850 als Einzelstück in die Sammlung gelangt zu sein. Über die näheren Umstände seiner Auffindung wie auch des Erwerbs ist nichts bekannt, desgleichen fehlen jegliche Angaben zur genaueren Fundstelle  4).

 

Seine frühlatènezeitliche Datierung ist über lange Zeit nicht erkannt worden; eine diesbezügliche Zeitstellung erfolgte erstmals in der Dissertation des Verfassers  5).

Nachdem der Ring seinerzeit im Inventar der Darmstädter Sammlung unter die völkerwanderungs- bzw. merowingerzeitlichen Funde eingereiht worden war  6), wurde er dann später, im Jahre  1937, von R. Koch auch in diesem zeitlichen Zusammenhang zum ersten  und einzigen Male abgebildet  7).

 

Der eigentliche Reif des Fingerringes besteht aus einem dünnen, ziemlich schmalen, nicht mehr ganz regelmäßig gerundeten Goldband  8), dessen Enden beidseits als Leierornament mit nach außen gebogenen Vogelköpfen (Abb. 1 - 3) gestaltet sind. Eingetiefte Punktpunzen markieren bei diesen jeweils Augen. Die oberen Bögen der Vogelhälse halten ihrerseits die durchbrochen  gearbeitete, fast kreisrunde Schmuckplatte, welche sich mit ihrer Krümmung der Rundung des Gesamtringkörpers anpasst  9). Den äußeren Rand bilden, unterbrochen von den Leierornamenten, kranzartig angeordnete, fast wie Schlaufen wirkende, sichelförmige Blättchen. Nach innen zu folgt ein schmaler, glatter Reif, dessen innere Kante ein eingepasster, angelöteter Perldraht ziert.

Das davon gebildete runde Mittelfeld nimmt eine frei in den Raum eingefügte Triskele ein, die aus drei, an den Enden volutenartig eingerollten und mit kleinen, scheibenartig verdickten Punkten abschließenden Perldrähten besteht. Der Dreierwirbel ist lediglich an den Kanten, wo die Voluten an den Perldrahtring anstoßen, mit diesem verlötet.

 

Die Außenseite, vor allem die eigentliche Schaufläche der Zierplatte, weist deutlich erkennbare Abnutzspuren auf  10). Dies gilt insbesonders für den Perldraht der Triskele, wie ein Vergleich der Oberansicht mit der Unterseite zeigt (Abb. 2 a u. 3). Ob der Ausbruch eines Teils des blättchenartigen Außenkranzes auf eine Beschädigung in antker Zeit zurückzuführen ist oder aber erst im Zuge der Auffindung bzw. danach enstand, muß dahingestellt bleiben.

 

Welche Gründe für eine Datierung dieses Goldringes in die Völkerwanderungs- bzw. Merowingerzeit bestimmend waren, lässt sich nicht mehr eruieren. Es bleibt lediglich festzuhalten, dass er in das diesbezügliche, nach Epochen gegliederte Inventar aufgenommen worden ist und  bis heute in der entsprechenden Abteilung  der merowingerzeitlichen Funde verblieb. Allerdings  hatte schon R. Adamy  in seiner Beschreibung  der Altertümersammlung im Jahre 1897 vermerkt, dass dieser Ring „nach seiner technischen und ornamentalen Erscheinung der prähistorischen Zeit“ angehöre  11); Konsequenzen wurden aus dieser Feststellung jedoch keine gezogen.

 

Der Hinweis Adamys hinsichtlich der technischen Machart hat sich nach einem ausführlichen Vergleich des Treburer Ringes mit anderem Goldschmuck im Rheinland, solchem aus der Römer- und Merowingerzeit einerseits und Beispielen aus der Vorgeschichte andereseits, insbesondere  aus der Latènezeit, vollauf  bestätigt  12). Hier sei in Bezug auf die recht ähnliche Art der handwerklichen  Fertigung vor allem der Neufund aus dem frühlatènezeitlichen  „Fürstengrab“ 1 vom Glauberg herangezogen  13). Neben den technischen Details, gibt aber in erster Linie die Ornamentik Veranlassung zu einer Datierung dieses Schmuckstückes in die Frühlatènezeit. Denn wirklich Entsprechendes lässt sich zu den Einzelmotiven und auch zur Gesamtkonzeption eigentlich nur unter den Erzeugnissen des frühen keltischen Kunsthandwerkes finden.

 

Sowohl das Leiermotiv  als auch die Triskele sind typische Elemente des keltischen Ornamentschatzes und finden sich auf einer Vielzahl von Gegenständen jeglicher Art,  beginnend von der frühen bis zur späten Latènezeit  14). Die besten Parallelen zum Leierornament des Treburer Goldringes mit seinen auswärts geneigten Vogelköpfen finden sich an Werken der frühen Periode, beispielhaft sei hier nur  das vordere Schlußstück am Gürtelhaken von  Hölzelsau, Gem. Niederdorf  bei Kufstein, genannt oder  ein  Gürtelhaken von Epernay, Dép. Marne  15).  Das Motiv des rückblickenden Vogels bzw. Tierkopfes als solchem findet sich in der keltischen Kunst in vielerlei variantenreichen Abwandlungen in reichem Maße, ohne dass dafür gesonderte Nachweise gegeben werden müssten. Leierförmige Ornamente begegnen überdies auch mit schlichten, volutenartig  eingerollten Enden, so z.B. in gegenständiger  Anordnung auf der Ringplatte des schon genannten Goldfingerringes aus dem Glauberggrab  16).  Noch häufiger begegnet die Triskele, wie überhaupt Wirbelmotive in großer Variationsbreite wohl als  die meistgebrauchten Ziermuster  keltischer Kunsthandwerker bezeichnet werden dürfen 17).

 

Eine sehr schöne Entsprechung zum gesamten Ornament der durchbrochen gearbeiteten Ringplatte  des Treburer Schmuckstücks befindet sich als Stempelmuster auf der Schulter einer Tonflasche aus einem Grabfund von Worms, den man aufgrund der Beifunde in die entwickelte Stufe B1 stellen wird   18). Bei der Stempelverzierung ist nicht nur die in einen Ring eingepasste Triskele, sondern außerdem auch der aus sichelförmigen Zeichen gebildete Außenkranz dargestellt.  Dieses Motiv erscheint überdies  in genau der gleichen Anordnung auf der Fußplatte einer Fibel der ausgehenden Frühlatènezeit / Periode Latène B2, die in Ungarn gefunden wurde  19). Zu verweisen sei ferner auf Dreiwirbelmotive auf  sogenannten  Regenbogenschüsselchen, keltischen Münzen der Mittel- und Spätlatènezeit, auf denen u.a. gleichfalls Kränze aus ähnlich sichelförmigen Blättchen begegnen  20).

 

Auch wenn die oben angezogenen Nachweise zum Leiermotiv, die beiden Gürtelhaken, in die Frühstufe /Latène A gehören, so wird man dies doch nicht dahingehend auslegen wollen, dass  der Ring von Trebur unbedingt diesem Zeitabschnitt zugewiesen werden müsste. Vielmehr

möchte man – unter Berücksichtigung der Gesamtgestaltung der Zierplatte – eher für einen Ansatz in die fortgeschrittenere Frühlaténezeit, mindestens  ans Ende der Stufe A oder eigentlich sogar erst nach Stufe B 1 plädieren. Das erscheint schon deshalb plausibel zu sein, weil ähnlich durchbrochene Ringplatten frühestens in der Stufe B 1 / B 2 der Latènezeit begegnen  21) und kreisrunde Platten anderweitig eigentlich sogar erst in der mittleren Latènezeit / Stufe C beliebter werden 22).

 

Vergleichen wir abschließend den Treburer Fund mit den bislang bekannten, reicher verzierten keltischen Gold- und Silberfingerringen  23), dann bleibt festzuhalten, dass keines der Stücke  unserem Ring so recht entspricht. Das ist auch kaum zu erwarten, denn bei diesen Schmuckstücken aus Edelmetall handelt es sich ja nicht um Dutzendware, sondern um ganz spezielle Einzelanfertigungen. Wie schon oben ausgeführt, steht der Ring vom Glauberg von  seinem allgemeinen Duktus her, vor allen Dingen aber wegen seiner Machart, dem südhessischen Stück zweifellos sehr nahe. Vielleicht können detailierte Untersuchungen  und gezielte Vergleiche der technischen Fertigung sowie entsprechende Goldanalysen möglicherweise sogar eine engere Beziehung  belegen.

 

Ganz entfernte Ähnlichkeit weisen noch ein Goldfingerrring mit der Fundortangabe „Sardinien“ auf, den J. V. S. Megaw publizierte  24),  sowie ein von der Forschung bisher weitgehend unbeachtetes Exemplar von Veringenstadt, Kr. Sigmaringen, dessen Datierung  in die Latènezeit meines Erachtens außer Zweifel steht 25). Bei beiden Ringen ist die Ringplatte wie in Trebur durchbrochen gearbeitet, doch weist die Gesamtform – jedenfalls gilt dies für das Stück aus „Sardinien“ -  noch deutlich auf die Abhängigkeit von  eher früh in der Latènezeit /Stufe A anzusetzenden Formen wie Rodenbach und Zerf  hin  26).

 

Nach allem Ausgeführten darf der  Fingerring von Trebur als  ein herausragendes Schmuck- stück frühkeltischer Goldschmiedekunst bezeichnet werden. Es ist anzunehmen, dass er ehemals zur Grabausstattung einer  „hohen Persönlichkeit“ gehörte. Neben den Gold- beschlägen für ein Trinkhorn mit Korallenverzierung  aus Großrohrheim, Kr. Bergstraße  27), ist der Treburer Fund  ein weiterer Hinweis darauf, dass es auch im südmainischen Hessen  frühlatènezeitliche Grabfunde mit Beigabenensembles gegeben hat, die von der Qualitätsstufe her als „fürstlich“ bezeichnet werden dürfen  28).

 

 

Anmerkungen

 

1)     Hier seien beispielhaft nur die folgenden Beiträge  genannt: H.-E. Joachim, Die frühlatènezeitlichen  Wagengräber von Mülheim-Kärlich, Kreis Mayen-Koblenz. In: Beiträge zur Urgeschichte des Rheinlandes 3. Rhein. Ausgrabungen 19 (Köln 1979) 507 – 556; ders., Waldalgesheim. Das Grab einer keltischen Fürstin. Kat. Rhein. Landesmus. Bonn 3 (Köln 1995); ders., Das frühlatènezeitliche Fürstengrab von Dörth, „Wald Gallscheid“, Rhein-Hunsrück-Kreis. In: A. Müller-Karpe u.a. (Hrsg.), Studien zur Archäologie der Kelten. Römer und Germanen in Mitteleuropa. Festschr. A. Haffner. Intern. Arch. Studia Honraria 4 (Rahden/Westf. 1998) 245 – 275 ; ders., Das frühlatènezeitliche Fürstengrab von Langenscheid, Rhein-Lahn-Kreis. Mit Beiträgen von Rudolf Echt, Wolf-Rüdiger Thiele und Ursula Tegtmeier. In: Berichte zur Archäologie an Mittelrhein und Mosel 10. Trier. Zeitschr., Beiheft 29 /Trier 2005) 193 – 209.

2)     Das Rätsel der Kelten vomGlauberg. Glaube – Mythos – Wirklichkeit. Eine Ausstellung des Landes Hessen in der Schirn Kunsthalle Frankfurt 24. Mai bis 1. September 2002 (Stuttgart 2002).

3)     Hess. Landesmuseum Darmstadt, Inv. Nr. II. D. 17. - - Die Abb. 1-3 stammen vom Verf.  Für die Bildvergrößerungen (Abb. 2 u. 3) sei S. Brentführer, LWL –Archäologie für Westfalen, Zentrale, Münster, gedankt.

4)     Wenn die Fundortangabe Trebur zutrifft, dann könnte der Goldring möglichweise aus dem nördlichen Gemarkungsteil gegen Königstädten zu stammen, beispielsweise aus der Flur 6, die die Bezeichnung „Goldacker“ führt, was aber  wohl eher mit derAuffindung römischer Goldmünzen in Zusammenhang stehen dürfte, oder aus Flur 7 „Dammelsberg“, von wo Grabfunde der Frühlatènezeit bekannt sind. -- Ebensogut und vermutlich wahrscheinlicher  ist jedoch die Fundstelle im südlichen Gemar-kungsbereich zu suchen, wo direkt auf der angrenzenden Gewann „Im Weidig“/ „Auf dem Weidich“ der Wallerstädter Gemarkung (Wallerstädten-Groß-Gerau, Kr. Groß- Gerau) ein großes Hügelgräberfeld liegt, das ehemals bis in die Treburer Gemarkung gereicht haben dürfte. Aus diesen Hügeln stammen zumindest nachweislich frühlatènezeitlicher Goldschmuck sowie eine außergewöhnliche Maskenfibel (s.u.).

 

      Der goldene Fingerring wird erstmals schriftlich erwähnt bei A. F. Walther, Die        

     Altertümer der heidnischen Vorzeit innerhalb des Großherzogthums Hessen nach  

     Ursprung; Gattung und   Örtlichkeit. (Darmstadt 1869) 70. Dort heißt es unter der

     Ortsangabe Trebur: „Einen bei Trebur gefundenen Goldring bewahrt  das Museum in 

     Darmstadt.“ - - Ebd. 72 heißt es zu Wallerstädten: „Bei Wallerstädten finden sich 3

     Grabhügel im Eichwäldchen, und mehrere auf einem daran stoßenden Felde „das

     Weidig“ genannt. Bei Schleifung eines derselben hat man Urnen in Stücken gefunden,

     bei einem anderen einen länglichen runden Stein, der nach Darmstadt gebracht wurde 

     (?) und ein kleiner goldener Ring. Ein größerer goldener Armring wurde bei

     Aufräumung des grössten Hügels im Wäldchen gefunden und durch Vermittlung des

     Pfarrers Dittmar für 60 fl. nach Darmstadt verkauft. Ein eisernes Schwert ist im

     Darmstädter Museum.“

 

     21 Jahre später schreibt F. Kofler im Jahre 1890 dazu: Archäologische Karte des  

    Grossherzothums Hessen. Zwei Kartenblätter nebst begleitendem Text. In:Archiv für 

     hessische Geschichte und Alterthumskunde. N.F. 1. Bd. (Darmstadt 1890) 74 unter Nr. 

    36 Trebur. „1) Fundort nicht genannt:  goldene Ringe (anscheinend aus Röm.Gräbern).

    M.<useum> Darmstadt. Walth.<er> 72“. ( ob sich diese Angabe auf den Goldfingerring

    aus Trebur bezieht muß offen bleiben). – Ebd. unter Nr. 38. Wallerstädten. „2) Im

    Weidig,(an 1 < Flur Eichwäldchen> stossend): 4 Hügelgräber, unvollständig geöffnet.

     Inhalt: Urnen, Steingeräte, goldener Ring, Eisenschwert. Pfarrb.<ericht> Walth.<er>

     72“.

 

     Ob der vor  1869 bei Schleifung des größten Hügels im Weidig (Hügel VI/1886)  

     entdeckte, bei Walther und Kofler  genannte „größere goldene Armring“ mit dem

     gleichfalls von dort stammenden „eisernen Schwert“ zusammen in einem Grab  

     gefunden wurde, ist ebenso ungewiß wie die Zeitstellung beider Stücke. Es wäre aber 

     durchaus  möglich, daß es sich dabei um die Beigaben einer frühlatènezeitlichen

     Bestattung handelte, wie - in ähnlicher Zusammensetzung -  später auch in Hügel V

     entdeckt (s.u.). Der Goldring kam nach Angabe bei Walther in Privatbesitz,  das

     Schwert  gelangte ins damalige Grossherzogliche Cabinet Museum in Darmstadt, Inv.

     Nr. II. A. 51 (der Fund ist heute nicht mehr identifizierbar).

 

Bei der Ausgrabung 1931 im Hügel V/1886 (=Hügel 1/1931) konnte in einem Körpergrab (Nachbestattung 3) neben einem eisernen Frühlatèneschwert mit Bronzeortband und zwei eisernen Koppelringen noch ein kleiner Golddrahtohrring  geborgen werden  (vgl. hierzu: W. Schnellenkamp, Ein Grabhügel bei Wallerstädten in Hessen-Starkenburg mit Bestattungen der Hallstatt-, Latène- und Merowingerzeit. Mainzer Zeitschr. 1932, 59 ff. mit Abb. 3, 4-10 ).Die Funde kamen seinerzeit  ins Heimatmus. Groß-Gerau ( heute verschollen bzw. nicht mehr identifizierbar).

1959/1960 wurde im „Weidig“ aus verschleiften Hügelgräbern eine ganz außergewöhnliche, 8,5 cm lange, teilweise  fragmentierte Bronzemaskenfibel aufgelesen , die ehemals einen durchbrochenen,  mit Fischblasenmustern verzierten Bügelkamm besaß und deren Kinn und Augen Reste von ursprünglichen  Einlagen (Koralle ?) aufwiesen. Größe und Machart der Fibel lassen an das Ausstattungsteil eines frühlatènezeitlichen Prunkgrabes denken (siehe  dazu Fundber. Hessen 3, 1963, 134 mit Abb. 6).

5)     H. Polenz, Die Funde aus den Gräbern der frühen und älteren Latènezeit im Rhein-

Main-Gebiet. Ungedr. Diss. Johannes Gutenberg-Universität Mainz (1973) 118 ff. mit Abb. 3 f.  Außerdem wurde der Ring und seine latènezeitliche Datierung im Rahmen verschiedener Vorträge vom Verf. in Essen (1974), Gießen (1978) und Meiningen (1983)  vorgestellt.

      6)   R. Adamy, Die Archäologischen Sammlungen. Verzeichnis ihrer Bestände auf Grund       

            der Neuordnung im Auftrag der Grossherzoglichen Museumsdirektion. Hrsg.  von der     

            Inspektion der Archäologischen Abteilung. (Darmstadt 1897) 115 Schrank XXX. Taf.   

            XXXVI, Nr. 8. (II. D. 17). „Goldener Fingerring; die Platte ist aus zusammengelöte-

           tem Drahte hergestellt, der filigranähnlich gekerbt ist. In der Mitte der Platte freischwe-

           bend eingefasstes Drahtgeschlinge in der Form des Triquetum. Fundort: Trebur. Der  

           Ring  gehört nach seiner technischen und ornamentalen Erscheinung der prähistori-

           schen Zeit  an.“

7)     A. Koch, Vor- und Frühgeschichte Starkenburgs. (Darmstadt 1937) Taf. 44 Abb. 205.

8)     Durchmesser des Reifes 23 mm, Breite 2,5 mm. Nach Untersuchungen durch einen Darmstädter Goldschmied handelt sich bei dem verwendeten Gold um reines Fein- oder Münzgold.

9)     Dies zeichnet übrigens alle Goldfingerringe  mit verbreiterten Schmuckplatten der Frühlatènezeit aus, vgl. beispielsweise die Ringe vom Glauberg (wie Anm. 2, 249 Abb. 242), Rodenbach und Zerf (P. Jacobsthal, Early Celtic Art <Oxford 1944> Taf. 52, Nr. 72 u. 73). 

10)Der Fingerring vom Glauberg (s. Anm. 9) zeigt an seiner Außenseite am Perldraht gleichfalls ähnliche Abnutzspuren wie das Treburer Exemplar. Dies hängt sicherlich mit der Weichheit des Goldes aufgrund seines hohen Feingehaltes zusammen.

11)Siehe Anm. 6.

12)An dieser Stelle möchte ich H. Behr und A. Büttner, beide Hess. Landesmus. Darmstadt, nachträglich noch einmal sehr herzlich dafür Dank sagen, dass sie mir 1970/71 den Ring für genauere Untersuchungen zugänglich gemacht haben.

13)Siehe Anm. 9.

14) Zur Verwendung dieser Motive in der Frühlatènezeit vgl.die zahlreichen Beispiele bei Jacobsthal (wie Anm. 9) Taf. 19; 31; 43; 53; 65; 78 f. usw. Siehe dazu ferner die zusammenfassenden Ausführungen bei O.-H. Frey, Kunst und Kunsthandwerk der Kelten. In:R. Cordie-Hackenberg et al. (bearbeit.), Hundert Meisterwerke keltischer Kunst. Schmuck und Kunsthandwerk zwischen Rhein und Mosel. Rhein. Landesmus. Trier. (Trier 1992) 13 – 30. -- Daß auch zu späterer Zeit das Leiermotiv mit auswärts blickenden Vogelköpfen noch vorkommt, belegt ein Jochaufsatz aus dem Oppidum von Manching; vgl. dazu W. Krämer, Manching, ein vindelikisches Oppidum an der Donau. In: Neue Ausgrabungen in Deutschland. (Berlin 1958) 193 Abb. 14.

15)Jacobsthal (wie Anm. 9) Taf. 170, Nr. 360 u. Taf. 169, Nr. 355 a. Zu Hölzelsau siehe auch Katalog Glauberg-Ausstellung (wie Anm. 2) 282 Abb. 300.

16)Siehe Anm. 9,

17)Zur Bedeutung der Triskele  zuletzt  F. Maier, Die Dreizahl in Mythos, Kult und Ornamentwelt der Kelten. Ein Versuch. Germania 82, 2004, 380 - 396   ,

18)B. Stümpel, Latènezeitliche Funde aus Worms. Beiträge zur Latènezeit im Mainzer Becken VII.  Der Wormsgau 8, 1967/69, 9 ff., bes. 16 Abb. 8 A, 1 (dort sind die auf der Flasche nur halbmond-sichelförmig eingedrückten Blättchen als volle Kreise wiedergegeben); Polenz (wie Anm. 5) Taf. 68 B, 2.

19)Mainzer Zeitschrift  27, 1932, 84 Abb. 2,5.

20)Siehe beispielsweise die entsprechenden Typen bei R. Forrer, Keltische Numismatik der Rhein- und Donaulande. Ergänzte Neuausgabe. Bd. 1 (Graz 1968) Taf. 26, Nr. 5. 20. 398 -  400.

21)Vgl. hierzu einen Ring von Filottrano bei Jacobsthal (wie Anm. 9) Taf. 52 Nr. 76; siehe ferner B. Benadik et al., Keltische Gräberfelder der Südwestslowakei (Bratislava 1957) 67 Abb. 17,2 und außerdem einen Goldring aus dem sog. „Queen`s Barrow” bei Arras, Yorkshire, abgebildet bei C. Fox, Pattern and Purpose. A survey of Early Celtic Art in Britain. ( Cardiff 1958) Taf. 8, b.

22) Jacobsthal (wie Anm. 9) Taf. 52, Nr. 78. 81.86; F. R. Hodson, The La Tène Cemetery at Münsingen-Rain. Catalogue and relative Chronology. Acta Bernensia 5 (Bern 1968) Taf. 83, Nr. 209; O. Tschumi, Urgeschichte des Kantons Bern (Alter Kantonsteil). Einführung und Fundstatistik bis 1950. (Bern u. Stuttgart o.J. /1953) 131 Abb. 83 oben.

23)Vgl.  beispielsweise die Zusammenstellung bei Jacobsthal (wie Anm. 9) Taf. 52, Nr. 72-81 u. 86; siehe außerdem auch J. V. S. Megaw,  Two La Tène finger rings in the Victoria and Albert Museum London: an essay on the human face and Early Celtic Art. Prähist. Zeitschr. 43/44, 1965/66, 96 ff., bes. 155 ff.

24)Ebd. 96 ff. mit Taf. 1,1-4; Abb. 1,1.

25)L. Lindenschmit, Das Römisch-Germanische Central-Museum in bildlichen Darstellungen aus seinen Sammlungen (Mainz 1889)Taf. 39,6 (hier unter der Ortsangabe Wäringenstadt ).– Das Fundstück befand sich seinerzeit in der Fürstlichen Sammlung in Sigmaringen. Es handelt sich dabei um einen schmalen,  aus einem (oder möglichweise auch zwei)  glatten, aneinandergelöten Golddrähten bestehenden Ringbügel mit einem Durchmesser von 2,6 cm, der sich zur Ringplatte hin zu einem spitzovalen Feld erweitert, in das zwei gegeneinander gestellte, leierartige Sattelspiralen aus feinem Perldraht eingepasst sind. Völlig entsprechende Spiralornamente, ebenfalls aus Perldraht gefertigt und etwa gleichgroß, finden sich u.a. am Bruchstück eines frühlatènezeitlichen Goldhalsringes aus der Umgebung von der Dornburg, Kr. Limburg (Jacobsthal <wie Anm.9> Taf. 260, h). Nach Auffindung des Glauberger Fingerringes in gesichertem Frühlatènekontext wird man  das Stück von Veringenstadt diesem nun als beste Parallele an die Seite stellen.

Das Stück ist weder von K. Bittel (Die Kelten in Württemberg. Röm.-Germ. Forsch.8 <Berlin u. Leipzig 1934>) noch von Chr. Liebschwager (Die Gräber der Frühlatènekultur in Baden-Württemberg. Ungedr. Diss. Freiburg 1969) als Fund der Frühlatènezeit  in deren Fundkataloge aufgenommen worden. 

26) Vgl. Megaw (wie Anm. 23) Taf. 1,1-4 und 2, 1-6.

27) Siehe Katalog zur Glauberg-Ausstellung (wie Anm. 2) 63 Abb. 36; 277 Katalog-Nr. 34 mit weiteren Lit.-Angaben.

28) Verbreitungskarte zu Prunkgräbern der Frühlatènezeit am Ober- und Mittelrhein ebd. 35 Abb. 14.    Daß im Trebur/Wallerstädter Gebiet möglichweise mehrere solcher

„fürstlich“ ausgestatteten Gräber beisammen  gelegen haben könnten, wie dies ja auch für andere Fundstellen mehrfach belegt ist, dafür scheinen die älteren Fundnachrich-ten über dort zutage gekommene Goldfunde zu sprechen und auch die von dort stammende prunkvolle Maskenfibel (siehe Anm. 4).

 

                           

 

 


Das Jahrbuch 2013 der deutschen Exlibrisgesellschaft

 

Das DEG Jahrbuch 2013

Annuncio vobis gaudium magnum: Habemus librum annalem 2013!

 

Nun liegt,von vielen sehnlich erwartet, endlich wieder ein „reguläres“ Jahrbuch vor, ein farbenprächtiges Kaleidoskop für jegliche Couleur der an Exlibris Interessierten. Pünktlich zur Jahrestagung 2013 in Wurzbach wurde der prächtig gestaltete Band den dort anwesenden Mitgliedern ausgehändigt.

Doch bevor wir uns detaillierter dieser neuen Publikation zuwenden, muss an dieser Stelle dem bisherigen Redakteur des Jahrbuches der Deutschen Exlibrisgesellschaft e.V. , Heinz DECKER, ganz besonders herzlich dafür gedankt werden, dass er mehr als ein Dutzend Jahre lang, von 2000 bis 2012, mit großem Engagement die mühevolle Arbeit der Schriftleitung einschließlich vielfacher Übersetzertätigkeit mit so viel Erfolg in meisterhafter Manier geschultert hat. Dankenswerterweise wird er sich noch nicht völlig aus dem „Geschäft“ zurückziehen, werden doch die „Mitteilungen“ bis auf weiteres noch von ihm redaktionell betreut werden.

Mit dem Jahrbuch für 2013 gibt Dr. Henry TAUBER, allen DEG Mitgliedern bestens bekannt als Autor der beiden Publikationen zur Geschichte der DEG (abgedr. Jahrb. 1995 u. 1999), seinen „Einstand“ als neuer Redakteur der Jahrbuchreihe. Dem Wechsel in der Schriftleitung sind auch einige redaktionelle Neuerungen geschuldet, die die Handhabung des Jahrbuches für die Leser zweifellos verbessern. Dazu gehört, dass das Inhaltsverzeichnis von hinten nach vorne gezogen wurde (S.3). Wie schon unter H. DECKER 2009 und 2010 begonnen, ist die Einleitung ins Englische übersetzt worden (S.7 f.), was die internationale Attraktivität des Jahrbuches zweifellos stärkt. So ist die früher geübte Praxis einer knappen englischsprachigen Kommentierung des Inhaltsverzeichnisses in diesem Falle entbehrlich.

Sind schon die beiden Jahrgänge für 2011 und 2012 mit der Zusammenstellung von Gernot BLUM über „Deutsche Exlibrisgestalter der letzten 50 Jahre“ (präziser wäre gewesen: der „jüngst vergangenen“ 50 Jahre) in üppigem Farbdruck erschienen, so gilt dies jetzt durchgängig für das neue Jahrbuch 2013. Die Vielzahl der Beilagen, insgesamt 11 eingebundene Original-Exlibris von Utz BENKEL, Frank EISSNER und Karl KRÖGER, Frank-Ivo van DAMME, Joke van den BRANDT, Rosa GABRIEL, Peter DIETZSCH, Falk GEISSLER sowie Ottmar PREMSTALLER, machen diesen Band wieder zu einem bibliophilen Schatzkästlein. Allen KünstlerInnen und StifterInnen sei auch hier für die großzügigen Gaben herzlich gedankt. In diesem Zusammenhang werden sicherlich viele die von der Schriftleitung gebotenen kurzen Angaben zur Biographie und zum Werk der obigen KünstlerInnen dieser Originalgrafiken als angenehme Handreichung empfinden. (S. 152 ff.)

Auf 141 Seiten (S. 9-150)bietet dieses Jahrbuch ein breitgefächertes Angebot von 10 Artikeln zu unterschiedlichen Themen aus den Federn kompetenter AutorInnen des In- und Auslandes, meist Mitgliedern der DEG. Angesichts der lesenswerten Einleitung von H. TAUBER (S.5 f.), welcher äußerst einfühlsam auf die Beiträge, deren VerfasserInnen eingeht und jeweils den zugehörigen Kontext ausleuchtet, hieße es „Eulen nach Athen tragen“, wenn in dieser Besprechung das dort Gesagte wiederholt würde. So beschränke ich mich in aller Kürze auf die Nennung der reinen Fakten in ihrer Abfolge in diesem Druckwerk.

Christiane STARCK, die den Reigen beginnt, gab ihrem reich illustrierten Aufsatz den Titel „Ein Mikrokosmos symbolistischer Bildwelten – Die Exlibriskunst Sascha Schneiders“ (S.9 ff. mit 21 Abb.).

Es folgt von Lada HLAVÁCKOVÁ eine Studie zum Lebensweg und Werk von „Otty Schneider (1875-1957)“ (S.25 ff. mit 40 Abb.), dem ein Exlibrisverzeichnis beigegeben ist (S.46 f.), das von Milan HUMPLIK zusammengestellt wurde. Es weist insgesamt 54 Arbeiten aus, von denen allein 37 in diesem Band abgebildet sind.

Anschließend widmet sich Horst SPARKE „Georg H. Gelbke (1882-1947)“und gibt „Einblicke in Leben und graphisches Werk“ dieses Künstlers (S.49 ff.). 15 Abbildungen und eine Werkliste (S.58 f.) mit 114 erfassten Belegen runden diese Vorlage in gelungener Weise ab.

Den Exlibris einer Institution, einer farbentragenden Dresdner Studentenverbindung, gilt der Beitrag von Wolfgang HÖNLE, der über „Die Gilde an der Dresdner Kunstgewerbeschule – ihre Exlibris“ informiert (S. 63 ff. mit 14 Abb.).

Wie stets sehr kenntnisreich und sorgfältig recherchiert sowie informativ bebildert (32 Abb.) sind die Ausführungen von Heinz DECKER und Ulrike LADNAR zu „Josef Sechés Exlibris und Gebrauchsgraphik“ (S. 73 ff.), einem Künstler aus der „zweiten Reihe“, über den bislang nur wenig bekannt war. Die angefügte Werkliste (S.92) verzeichnet 16 Exlibris.

Ein weites Feld beleuchtet Klaus THOMS mit seinem Thema „Masken auf Exlibris“ (S. 93 ff. mit 21 Abb.). Dabei zeigt er auf, welche Spannbreite sich dahinter verbergen kann.

Heinz NEUMAIER erfreut diesmal mit seinen Betrachtungen zu „Lauten und Gitarren als Exlibrismotive“ (S. 107 ff. mit 22 Abb.), die sicher musik- und kulturgeschichtlich Interessierte besonders ansprechen werden.

Der Frage „Universalexlibris oder „abgekupfert“?“ geht Wolfgang HÖNLE in einem kurzen Abriss nach (S. 123 ff. mit 17 Abb.), in dem er sprechende Beispiele einander gegenüberstellt und so die Problematik darlegt.

Auf ein Konvolut in der eigenen Sammlung greift Hans-Joachim GENGE zurück und publiziert es unter dem Titel „Dr. Hermann Wieses Neujahrswunschkarten“ (S. 133 ff. mit 24 Abb.). Die vorgelegte und besprochene Serie umfasst 24 Exemplare aus den Jahren 1982 bis 2005, geschaffen von namhaften KünstlerInnen, wie z.B. Helga LANGE, Elfriede WEIDENHAUS, Wojciech JAKUBOWSKI, Herbert OTT, Utz BENKEL, Hermann HUFFERT, Martin BAEYENS, Karl BENES, Ottmar PREMSTALLER u.a.

Als ausgesprochen amüsantes Schmankerl ist der Beitrag von Claudia KAROLYI zu bezeichnen, eine Hommage an die beiden Haustiere zweier Exlibrissammler, nämlich eine Gelbstirnamazonen-Papageiendame namens Coco und Herr Darwin, ein typischer Vertreter der Hunderasse Mops. Überschrieben sind ihre Zeilen wie folgt: „Die Fabel ist der Liebe Heimatwelt…“. Eine Geschichte über den doppelten Boden des Imaginären im Exlibris“ (S. 145 ff. mit 9 Abb. und zwei Originaldrucken von Ottmar PREMSTALLER n.S. 148).

Den Abschluss des Bandes bilden das AutorInnen – Verzeichnis, Abbildungsnachweis und die Legende zu den Einband-Abbildungen (S. 151) sowie Angaben zu den Beilagen, deren KünstlerInnen und StifterInnen (S. 152 ff.).

Ein Jahrbuch von solcher Qualität und so hohem Niveau vorlegen zu können, bedarf des fruchtbaren Zusammenwirkens aller daran Beteiligten, neben den Autoren insbesondere den Verantwortlichen im Vorstand, angefangen vom Präsidenten, Klaus THOMS, über den Vizepräsidenten, Heinz DECKER, bis zur Geschäftsführung, Birgit GÖBEL-STIEGLER, allen voran aber dem Redaktions- und Herstellerteam, nämlich Henry TAUBER und Utz BENKEL. Ihnen allen gilt es Dank zu sagen für das gelungene Werk.

 

Hartmut POLENZ