Priv. - Doz. Dr. phil.habil. Hartmut Polenz - verstorben 2021

 

 

Die Jahrbücher der Deutschen Exlibrisgesellschaft erscheinen jeweils im Mai des neuen Jahres - zuletzt das Jahrbuch 2023 mit dem Schwerpunkt: Zahlen im Exlibris

Hier eine ältere Rezension, die Bescheibung der neuen Jahrbücher findet man unter:

www.exlibris-deg.de

 

Das DEG Jahrbuch 

Annuncio vobis gaudium magnum: Habemus librum annalem 2013

 

Nun liegt,von vielen sehnlich erwartet, endlich wieder ein „reguläres“ Jahrbuch vor, ein farbenprächtiges Kaleidoskop für jegliche Couleur der an Exlibris Interessierten. Pünktlich zur Jahrestagung 2013 in Wurzbach wurde der prächtig gestaltete Band den dort anwesenden Mitgliedern ausgehändigt.

Doch bevor wir uns detaillierter dieser neuen Publikation zuwenden, muss an dieser Stelle dem bisherigen Redakteur des Jahrbuches der Deutschen Exlibrisgesellschaft e.V. , Heinz DECKER, ganz besonders herzlich dafür gedankt werden, dass er mehr als ein Dutzend Jahre lang, von 2000 bis 2012, mit großem Engagement die mühevolle Arbeit der Schriftleitung einschließlich vielfacher Übersetzertätigkeit mit so viel Erfolg in meisterhafter Manier geschultert hat. Dankenswerterweise wird er sich noch nicht völlig aus dem „Geschäft“ zurückziehen, werden doch die „Mitteilungen“ bis auf weiteres noch von ihm redaktionell betreut werden.

Mit dem Jahrbuch für 2013 gibt Dr. Henry TAUBER, allen DEG Mitgliedern bestens bekannt als Autor der beiden Publikationen zur Geschichte der DEG (abgedr. Jahrb. 1995 u. 1999), seinen „Einstand“ als neuer Redakteur der Jahrbuchreihe. Dem Wechsel in der Schriftleitung sind auch einige redaktionelle Neuerungen geschuldet, die die Handhabung des Jahrbuches für die Leser zweifellos verbessern. Dazu gehört, dass das Inhaltsverzeichnis von hinten nach vorne gezogen wurde (S.3). Wie schon unter H. DECKER 2009 und 2010 begonnen, ist die Einleitung ins Englische übersetzt worden (S.7 f.), was die internationale Attraktivität des Jahrbuches zweifellos stärkt. So ist die früher geübte Praxis einer knappen englischsprachigen Kommentierung des Inhaltsverzeichnisses in diesem Falle entbehrlich.

Sind schon die beiden Jahrgänge für 2011 und 2012 mit der Zusammenstellung von Gernot BLUM über „Deutsche Exlibrisgestalter der letzten 50 Jahre“ (präziser wäre gewesen: der „jüngst vergangenen“ 50 Jahre) in üppigem Farbdruck erschienen, so gilt dies jetzt durchgängig für das neue Jahrbuch 2013. Die Vielzahl der Beilagen, insgesamt 11 eingebundene Original-Exlibris von Utz BENKEL, Frank EISSNER und Karl KRÖGER, Frank-Ivo van DAMME, Joke van den BRANDT, Rosa GABRIEL, Peter DIETZSCH, Falk GEISSLER sowie Ottmar PREMSTALLER, machen diesen Band wieder zu einem bibliophilen Schatzkästlein. Allen KünstlerInnen und StifterInnen sei auch hier für die großzügigen Gaben herzlich gedankt. In diesem Zusammenhang werden sicherlich viele die von der Schriftleitung gebotenen kurzen Angaben zur Biographie und zum Werk der obigen KünstlerInnen dieser Originalgrafiken als angenehme Handreichung empfinden. (S. 152 ff.)

Auf 141 Seiten (S. 9-150)bietet dieses Jahrbuch ein breitgefächertes Angebot von 10 Artikeln zu unterschiedlichen Themen aus den Federn kompetenter AutorInnen des In- und Auslandes, meist Mitgliedern der DEG. Angesichts der lesenswerten Einleitung von H. TAUBER (S.5 f.), welcher äußerst einfühlsam auf die Beiträge, deren VerfasserInnen eingeht und jeweils den zugehörigen Kontext ausleuchtet, hieße es „Eulen nach Athen tragen“, wenn in dieser Besprechung das dort Gesagte wiederholt würde. So beschränke ich mich in aller Kürze auf die Nennung der reinen Fakten in ihrer Abfolge in diesem Druckwerk.

Christiane STARCK, die den Reigen beginnt, gab ihrem reich illustrierten Aufsatz den Titel „Ein Mikrokosmos symbolistischer Bildwelten – Die Exlibriskunst Sascha Schneiders“ (S.9 ff. mit 21 Abb.).

Es folgt von Lada HLAVÁCKOVÁ eine Studie zum Lebensweg und Werk von „Otty Schneider (1875-1957)“ (S.25 ff. mit 40 Abb.), dem ein Exlibrisverzeichnis beigegeben ist (S.46 f.), das von Milan HUMPLIK zusammengestellt wurde. Es weist insgesamt 54 Arbeiten aus, von denen allein 37 in diesem Band abgebildet sind.

Anschließend widmet sich Horst SPARKE „Georg H. Gelbke (1882-1947)“und gibt „Einblicke in Leben und graphisches Werk“ dieses Künstlers (S.49 ff.). 15 Abbildungen und eine Werkliste (S.58 f.) mit 114 erfassten Belegen runden diese Vorlage in gelungener Weise ab.

Den Exlibris einer Institution, einer farbentragenden Dresdner Studentenverbindung, gilt der Beitrag von Wolfgang HÖNLE, der über „Die Gilde an der Dresdner Kunstgewerbeschule – ihre Exlibris“ informiert (S. 63 ff. mit 14 Abb.).

Wie stets sehr kenntnisreich und sorgfältig recherchiert sowie informativ bebildert (32 Abb.) sind die Ausführungen von Heinz DECKER und Ulrike LADNAR zu „Josef Sechés Exlibris und Gebrauchsgraphik“ (S. 73 ff.), einem Künstler aus der „zweiten Reihe“, über den bislang nur wenig bekannt war. Die angefügte Werkliste (S.92) verzeichnet 16 Exlibris.

Ein weites Feld beleuchtet Klaus THOMS mit seinem Thema „Masken auf Exlibris“ (S. 93 ff. mit 21 Abb.). Dabei zeigt er auf, welche Spannbreite sich dahinter verbergen kann.

Heinz NEUMAIER erfreut diesmal mit seinen Betrachtungen zu „Lauten und Gitarren als Exlibrismotive“ (S. 107 ff. mit 22 Abb.), die sicher musik- und kulturgeschichtlich Interessierte besonders ansprechen werden.

Der Frage „Universalexlibris oder „abgekupfert“?“ geht Wolfgang HÖNLE in einem kurzen Abriss nach (S. 123 ff. mit 17 Abb.), in dem er sprechende Beispiele einander gegenüberstellt und so die Problematik darlegt.

Auf ein Konvolut in der eigenen Sammlung greift Hans-Joachim GENGE zurück und publiziert es unter dem Titel „Dr. Hermann Wieses Neujahrswunschkarten“ (S. 133 ff. mit 24 Abb.). Die vorgelegte und besprochene Serie umfasst 24 Exemplare aus den Jahren 1982 bis 2005, geschaffen von namhaften KünstlerInnen, wie z.B. Helga LANGE, Elfriede WEIDENHAUS, Wojciech JAKUBOWSKI, Herbert OTT, Utz BENKEL, Hermann HUFFERT, Martin BAEYENS, Karl BENES, Ottmar PREMSTALLER u.a.

Als ausgesprochen amüsantes Schmankerl ist der Beitrag von Claudia KAROLYI zu bezeichnen, eine Hommage an die beiden Haustiere zweier Exlibrissammler, nämlich eine Gelbstirnamazonen-Papageiendame namens Coco und Herr Darwin, ein typischer Vertreter der Hunderasse Mops. Überschrieben sind ihre Zeilen wie folgt: „Die Fabel ist der Liebe Heimatwelt…“. Eine Geschichte über den doppelten Boden des Imaginären im Exlibris“ (S. 145 ff. mit 9 Abb. und zwei Originaldrucken von Ottmar PREMSTALLER n.S. 148).

Den Abschluss des Bandes bilden das AutorInnen – Verzeichnis, Abbildungsnachweis und die Legende zu den Einband-Abbildungen (S. 151) sowie Angaben zu den Beilagen, deren KünstlerInnen und StifterInnen (S. 152 ff.).

Ein Jahrbuch von solcher Qualität und so hohem Niveau vorlegen zu können, bedarf des fruchtbaren Zusammenwirkens aller daran Beteiligten, neben den Autoren insbesondere den Verantwortlichen im Vorstand, angefangen vom Präsidenten, Klaus THOMS, über den Vizepräsidenten, Heinz DECKER, bis zur Geschäftsführung, Birgit GÖBEL-STIEGLER, allen voran aber dem Redaktions- und Herstellerteam, nämlich Henry TAUBER und Utz BENKEL. Ihnen allen gilt es Dank zu sagen für das gelungene Werk.

 

Hartmut POLENZ